Passionssonntag – Fünfter Sonntag in der Österlichen Buß- und Fastenzeit 29. März 2020 – von Diakon Roland Hummler, Pfullingen – Lichtenstein

Lied GL 761 Aus der Tiefe rufe ich Herr zu dir

Manchmal spüren wir Gottes Liebe. Manchmal spüren wir nichts. Begleite uns, Herr, wenn die Ängste kommen.
Manchmal kennen wir Gottes Willen. Manchmal kennen wir nichts. Erleuchte uns, Herr, wenn die Fragen kommen.
Manchmal wirken wir Gottes Frieden. Manchmal wirken wir nichts. Erwecke uns, Herr, dass dein Friede kommt.

Du Gott des Lebens, du kennst uns durch und durch. Du weißt um unsere Grenzen und um unsere Bedürftigkeit. Du weißt auch um unsere Sorgen und Ängste angesichts der aktuellen Krise. Du weißt, was uns guttut, noch bevor wir es selbst erkennen. Lass unsere Sinne in diesen Zeiten der Corona Pandemie und in dieser österlichen Bußzeit offen sein, auch für alles Schöne und Gute, das wir dennoch erfahren dürfen, aber auch für die Nöte unserer Mitmenschen, und nicht zuletzt für unsere eigene Seelennot.

Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Evangelium Joh11,3-7.17.20-27.33b-45

In jener Zeit sandten die Schwestern des Lazarus die Nachricht:

Herr, dein Freund ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes:

Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen.

Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.

Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.

Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.

Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh!

Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb?

Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.

Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast.

Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!

Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen!

Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.

Gedanken zum Evangelium

Das Wunder der Auferweckung des Lazarus steht sicher im Mittelpunkt des Evangeliums

Aber es ist auch ein Wort von Marta überliefert, dass wir vor lauter Schauen auf das Wunder nicht überhören sollten.

Marta führt ja mit Jesus ein sehr intensives Gespräch, ich möchte sagen, sie führt mit Jesus ein regelrechtes Glaubensgespräch.
Dieses Glaubensgespräch endet dann mit dem Wort:

Ja Herr ich glaube, dass du der Messias der Sohn Gottes bist.

Hinter diesem großartigen Glaubensbekenntnis, stecken wohl die Erfahrungen, die Marta mit Jesus gemacht hat.

Sie kennt Jesus und weiß, dass er Heil bringt und dass das Heil überall dort ist, wo er ist. Ja, dass schon allein seine Gegenwart Macht hat über das Unheil; und dass Gottes Kraft dort Wirklichkeit wird, wo Jesus Menschen begegnet.

Marta bezeugt mit ihrem Glaubensbekenntnis einen Jesus, der Herr des Lebens ist, der eintritt für das Leben, für unser aller Leben, aber  schon jetzt hier und heute, auch gerade in dieser Welt, die scheinbar von einem Virus beherrscht wird.

Jesus machte in ganz vielen Begegnungen mit Kranken, geächteten und an den Rand gedrängte Menschen doch überdeutlich, dass er das wir das Leben haben sollen in Fülle, auch hier und jetzt, und nicht erst das ewige Leben.

Ja, Jesus will jetzt, dass wir leben. Das macht er im heutigen Evangelium doch überdeutlich mit sein Auftrag an die umstehenden Menschen, mit dem glasklaren Auftrag:  „Löst ihm die Binden!“

Löst Euch die Binden, dies sagt Jeus aber auch zu uns, gerade in dieser ungewissen Zeit der weltweiten Krankheitswelle durch das neuartige oder besser gesagt durch das bösartige Virus

Ja Jesus sagt zu uns und fordert uns auf: „Löst eure Binden, macht euch frei von dem was Euer Leben behindert, löst die Binden, seid nicht länger gefangen in Notsituationen, Krankheiten, Ängsten und Nöten, sondern nehmt diese Situation an und vertraut auf unseren Gott des Lebens.

Tun wir es, lösen wir unsere Binden der Angst und Unsicherheit mit, mit den vom Staat vorgegebenen Maßnahmen, aber auch und vor allem mit Gebeten und guten Worten.

Lassen wir uns gegenseitig tragen von der frohen Botschaft des Evangeliums, aber auch von der Liebe Gottes. Amen

Legen wir nun alles was uns bindet in das Gebet das Jesus uns ins Herz geschrieben hat

Vater unser

Mediation

Gott hat die Auferstehung in jedes Blatt und in jeden Baum gelegt.
Wenn du dieser Tage durch die Natur gehst,
kannst du die Auferstehung der Natur erleben.
Auch wir brauchen sozusagen immer wieder einen neuen Frühling,
einen Kuss des Ruachs,
ein Zeichen des Geistes Gottes
damit wir in der Gewissheit leben,
dass er uns auferweckt.
Lass diesen „Frühling“ in dein Herz einziehen.

Steh auf aus der Nacht deiner Mutlosigkeit!
Steh auf von deiner Lebensmüdigkeit,
die dir durch Sorgen und Kummer
immer wieder die Freude stehlen möchte
über die Verheißung der Auferstehung!

Schau hin dieser Tage,
so wie jetzt alles aufersteht,
so sollst du Auferstehen.
Jeden Tag sollst dich erfreuen
über den neuen Morgen voller Sonne,
voll fröhlichem Vogelgezwitscher,
voller duftender wunderschöner Blumen
die dich in einer Farbenpracht und Vielfalt empfängt.

Wach auf aus deinem Winterschlaf!
Steh auf!
Gott schenkt dir die Auferstehung!
Gott liebt Dich!

Bitten wir den liebenden Gott um seinen Segen und sein Geleit

Der allmächtige Gott, der Vater und Quell aller Weisheit,
segne und behüte uns.
Der menschgewordene Gott Jesus Christus
gehe uns voran auf den Wegen des Lebens.
Der liebende Gott, der Hl. Geist,
wohne spürbar mit seiner Kraft in unseren Herzen.
Dazu segne, begleite und behüte uns und alle,
für die wir heute besonders beten, die an dem Virus Erkrankten, deren Angehörigen und die hier auf der Homepage mit beten,
der in seiner Liebe allmächtige und in Jesus allzeit nahe Gott, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist. Amen.

So gehen wir nun hin in unseren Alltag mit allen Sorgen, Problemen und Chancen. Suchen wir die Einheit aller Dinge in der Liebe Gottes, und gehen wir in seinem Frieden!
Dank sei Gott, dem Herrn!